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Edward Hyde - Eine vielschichtige Persönlichkeit

Eigentlich beschreibt der Artikel "Jekyll & Hyde" das gleichnamige Musical sehr gut. Er ist weder zu detailliert, noch hält er sich mit Lobeshymnen auf einzelne Darsteller auf. Dennoch stört mich an diesem Bericht, dass Edward Hyde mal wieder als bösartige Bestie dargestellt wird.

Edward Hyde
Viele sehen die Figur des Mr. Hyde einfach zu einseitig. Sie sehen nur den eiskalten Mörder, der skrupellos auf seine Gegenspieler losgeht und jeden umbringt, der ihm in die Quere kommt. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Man sollte nicht vergessen, dass Hyde nicht willkürlich mordet, sondern seine Opfer sehr genau auswählt. Er differenziert sehr präzise zwischen schuldig und unschuldig. In erster Linie vergreift er sich an Mitgliedern der feinen Gesellschaft, die nur an ihr Vergnügen denken und so boniert sind, zu glauben, ihr Geld gäbe ihnen Macht über alles und jeden. Gegen diese Arroganz geht Hyde mit seinen eigenen Methoden vor und widersetzt sich dieser Denkweise, indem er die Londoner High Society in Angst und Schrecken versetzt.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass er sich nie an Mitgliedern der unteren Schicht vergreift oder diesen feindselig gegenüber steht.

Hyde hat seine eigene Art Gerechtigkeit zu üben, was ihn jedoch nicht unsympathisch erscheinen lässt. Im Gegenteil, man hat nicht eine Sekunde Mitleid mit den Opfern, sondern freut sich jedes Mal, dass es Edward immer gelingt, der Polizei zu entkommen. Auch wirken die Morde keineswegs grausam, da Hyde mit unheimlich viel Witz und Ironie an die Sache herangeht und dadurch der Situation die Brutalität nimmt. Es ist für den Zuschauer sehr schön zu sehen, wie viel Spaß er daran hat, mit der High Society abzurechnen und mit welcher Sorgfalt er seine Opfer auswählt.
Wäre Hyde wirklich berechnend und grausam wie er im allgemeinen dargestellt wird, müsste man ihn auch für gefühllos halten. Dann wäre allerdings der Mord an Lucy, den er zweifellos aus Eifersucht begeht, nicht erklärbar. Hydes rasende Wut auf Henry Jekyll, in den Lucy sehr verliebt ist, treibt ihn so weit, selbst den Menschen zu töten, für den er das erste Mal Gefühle hegt. Für den Zuschauer ist zu spüren, wie verletzt Hyde ist, als Lucy kurz vor ihrem Tod noch einmal nach Dr. Jekyll ruft.

Sicher hat die Sympathie für Edward Hyde auch mit der brillanten Spielweise von Thomas Borchert zu tun. Denn trotz des Charmes und der Ironie wirkt Hyde nie lächerlich oder albern. Man hat nicht eine Sekunde lang das Gefühl, keinen ernstzunehmenden Mörder vor sich zu haben, aber trotzdem entwickelt man im Laufe des Stückes Sympathie und Mitgefühl für Edward Hyde und lässt sich gerne in seinen Bann ziehen. Thomas Borchert schafft es, Nähe und Distanz in einer Figur zu vereinen, ohne den Ernst der Rolle zu gefährden. Er hält perfekt die Balance zwischen Dr. Jekyll & Mr. Hyde, ohne den unsagbar schmalen Grat der Ernsthaftigkeit zu verlassen.